Kindertreff braucht eine neue Küche

Warum sie fast jeden Tag in den KiFu-Kindertreff kommen? Da müssen die Kinder nicht lange überlegen. „Weil es hier cool ist“, meint der zehnjährige Hassan (alle Namen geändert). „Ich kann hier Zeit verbringen mit Freunden und viel spielen“, sagt die zwölfjährige Ayse, die schon seit sieben Jahren regelmäßig in die Einrichtung der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft kommt. Alexander gefällt es in der Werkstatt am besten, in der er zum Beispiel Stühle neu beziehen, hämmern, schrauben oder nähen kann. Auch Mirja ist eigentlich immer da, „wenn KiFu offen ist“ – zumal das Essen „sehr lecker“ sei. Denn abends gibt es hier traditionell ein warmes Abendessen.

Der KiFu-Kindertreff sei wie ein zweites Wohnzimmer für die Kinder, meint der Leiter, Julian Proß, den alle im Treff aber nur mit seinem Spitznamen Jules ansprechen. Dass ihm seine Arbeit Spaß macht, merkt man sofort. Als Ayse ihn herausfordert zu einer „Malchallenge“, bei der es darum geht, in zwei Minuten ein Weihnachtsmotiv zu malen, ist der gelernte Erzieher sofort dabei. Schon gesellt sich ein Mädchen dazu, das Ohrenschützer trägt, obwohl es nicht kalt ist. Sie malt mit, Johnny hingegen schaut nur zu. Ob er nicht auch mitmachen wolle, fragt ihn Julian Proß. „Nö.“

Zum Teil leben die Kinder zuhause sehr beengt

Auch das ist in Ordnung. Denn im KiFu Kindertreff geht es nicht ums Müssen. Die Jungen und Mädchen machen hier auch keine Hausaufgaben, es sei denn natürlich, sie wollen lernen. Aber Leistungsdruck sollen sie keinen verspüren. Sie sollen sich geborgen fühlen und Spaß haben, so Proß. Die meisten besuchen die Ganztagsschule und haben schon einiges hinter sich, wenn sie gegen 16 Uhr nach und nach durch die Tür hereinkommen, um hier den späten Nachmittag und einen Teil des Abends zu verbringen. Der Leiter betont, dass sie ein gemischtes Klientel bedienten. Aber viele Kinder kommen aus sozial belasteten Familien. Sie leben in der näheren Umgebung in der Neckarvorstadt, zum Teil beengt in Sozialbauten, manche in Flüchtlingsunterkünften.

In der Werkstatt ist immer viel Betrieb.
Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Dass die Kinder im Kindertreff ein warmes Abendessen bekommen, sei wichtig, so Proß. „Damit entlasten wir viele Familien“, sagt er. Ein regelmäßiges Essen sei heute keine Selbstverständlichkeit mehr, meint auch Philip Pfeiffer, der ebenfalls bei der Jugendhausgesellschaft arbeitet und das Projekt Match leitet. Das kooperiert nun mit dem Kindertreff. Der Grund: Der mehr als 20 Jahre alten Küche sieht man die Spuren der Zeit deutlich an. Sie ist zudem eigentlich nicht geeignet für die Größe der Einrichtung, das Kochfeld und die Spülfläche sind zu klein. Auch die Spülmaschine funktioniert nicht mehr zuverlässig, die Schränke sind angelaufen, die Farbe abgeplatzt. Doch der Kindertreff kann eine neue Küche, die zudem robust ist, nicht aus dem eigenen Budget finanzieren.

Die Küchenschränke sind kein schöner Anblick.
Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Julian Proß hat sich deshalb hilfesuchend an die Aktion Weihnachten gewandt. Die Planung und der Aufbau der Küche wären vergleichsweise kostengünstig. Hier kommt das Projekt Match ins Spiel. Es bringt junge Menschen und Arbeitsstellen zur Ableistung von Sozialstunden zusammen. „Die, die in dem Projekt sind, sind die, die etwas ändern wollen an ihrer Situation“, betont Philip Pfeiffer. In diesem Fall handelt es sich um einen jungen Familienvater, der bei einem Küchenbauer arbeitet und bis zum Frühjahr Sozialstunden ableisten muss. Drogen oder Gewalt spielten bei dem Urteil keine Rolle. „Ich finde es schön, dass jetzt Kinder profitieren“, sagt der Stuttgarter, der es gar nicht erwarten kann, „endlich“ loszulegen.

Viele haben Geschwister, die sich über eine gekochte Mahlzeit freuen

Die Kinder aus dem Kindertreff freuen sich schon auf die neue Küche. „Das Essen ist echt lecker“, findet auch Johnny, der ebenfalls zu den Stammgästen gehört. Aber ein bisschen muss er sich noch gedulden. Noch ist keine Essenszeit an diesem Donnerstag. Die Mal-Challenge von Julian Proß und Ayse ist auch noch nicht beendet. Die Spielidee hat sich etwas gewandelt. Alle zwei Minuten wechseln die beiden ihre Blätter und malen beim anderen weiter. Andere Kinder spielen derweil Karten, ein Mädchen blättert in einem Buch – und in der Werkstatt tackert Alexander fleißig Stoff auf den Sitz eines Stuhls. Die Ehrenamtliche Annette Kessler hilft ihm dabei. Bis aus dem Nebenraum endlich Johnnys Stimme ertönt: „Essen! Essen!“

An der Wand hängen auch die Bilder der Mal-Challenge.
Foto: Max Kovalenko/Max Kovalenko

Pünktlich um 17.30 Uhr versammeln sich alle um die große Tafel, in der Mitte steht ein riesiger Topf mit Nudelauflauf und Gemüse. Nur ein Junge will heute nichts. Er mag keine Nudeln, erklärt er. „Er muss verhaftet werden“, ruft ein anderes Kind im Scherz. Später darf sich jeder, der will, noch etwas mit nach Hause nehmen. Denn viele haben Geschwister, die sich auch über eine gekochte Mahlzeit freuen. Die Aktion Weihnachten bittet um Spenden für die neue Küche.

So können Sie spenden

Konten Sie wollen die Benefizaktion unterstützen? Die Aktion Weihnachten freut sich über jede Spende. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Wenn Ihr Name als Spender in der gedruckten Zeitung veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen. Alle Artikel zur laufenden Benefizaktion lesen Sie hier.

BriefmarkeEine Sonderbriefmarke kommt in diesem Jahr der Aktion Weihnachten zugute. Die Briefmarke zeigt einen Engel aus dem Kreativatelier des bhz, einer Stuttgarter Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Seit einigen Jahren ist dieser Engel das Erkennungszeichen unserer Aktion Weihnachten.

Weihnachtspost Die Sondermarke hat einen Wert von 1,20 Euro, wobei 40 Cent (80 + 40) als Spende der Aktion Weihnachten und damit notleidenden Menschen und sozialen Projekten im Raum Stuttgart zugutekommen. Mit den Briefmarken lassen sich Sendungen bis 20 Gramm (Brief national/Standardbrief) verschicken. Sie eignen sich besonders für die Advents- und Weihnachtspost und sind als 10er-Bogen im Online-Shop der BW-Post erhältlich. Bezogen werden können die Briefmarken hier.